Die drei Kirchenburganlagen

Zweck der Kirchenburganlagen

In Willanzheim, Markt Herrnsheim und Hüttenheim dominieren mächtige Kirchenburganlagen den Ortsmittelpunkt. Allgemein lässt sich für alle drei Anlagen folgendes feststellen: Die Kirche liegt auf einer Anhöhe und lag früher am Ortsrand. Sie war weithin sichtbar, schnell zu erreichen und gut zu verteidigen. Um die Kirche herum war ein Friedhof. Wann die Kirchenburganlage gebaut wurde, lässt sich nicht genau sagen. Sicher ist, dass es mehrere Bauphasen der Kirchenburganlagen gab. Die Kirchenburg diente der Bevölkerung in Notzeiten als Zufluchtsort. In den Kellern und Gaden (altdeutsch für Haus, Zimmer) wurden die Lebensmittel feuer- und diebstahlsicher aufbewahrt. Wie die Anlage aussah wissen wir heute nicht, denn es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen. Aus Untersuchungen anlässlich der Renovierungen z. B. in Willanzheim und Hüttenheim resultieren die heutigen Erkenntnisse. Wie jetzt noch, teilten sich immer viele Eigentümer den Besitz an der Kirchenburg. Jeder baute und veränderte die Anlage nach seinen Bedürfnissen. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Außenmauer

Das ursprüngliche Ausmaß der Kirchenburganlagen lässt sich noch gut erkennen. In der ersten Bauphase dürfte nur die Außenmauer mit einem Tor errichtet worden sein. Die historische Schutzmauer besteht aus Bruchsteinmauerwerk und weist Schießscharten auf. Es wurde immer der Stein verbaut, der um den Ort vorkommt. So ist in Willanzheim überwiegend Muschelkalk, teilweise Sandstein verwendet, in Markt Herrnsheim der typische gelbe Sandstein und in Hüttenheim wurde Gipsstein und Sandstein verbaut.

Innenmauer und Keller

Als nächstes wurde die Innenmauer errichtet und es entstanden die ersten Gaden. Diese wurden (auch erst nachträglich) unterkellert. Es ist nicht klar, ob die Keller ursprünglich schon eine Gewölbedecke hatten, oder eine flache Decke mit Deckenbalken aus Eiche.

Fachwerkzwischenwände

Zuletzt wurden die Fachwerkzwischenwände eingebaut. Die dendrochronologische Untersuchung (Holzproben zum Vergleich der Jahresringe) ergab für die Fachwerkzwischenwand in der Gade 29 in Willanzheim eine Datierung von 1330/31. In Hüttenheim datieren die ältesten Hölzer (in der Gade Flurnummer 180) aus dem Jahr 1313/14. Weitere Holzproben stammen von 1315, Flurnummer 195.
Es scheint, dass alle drei Kirchenburgen um 1450 umgebaut und aufgestockt wurden. 
In Markt Herrnsheim wurden bisher keine bauhistorischen Untersuchen durchgeführt. Die Entwicklung der Kirchenburg wird sich ähnlich vollzogen haben.

Spätere Erweiterungen

Nachdem der Friedhof, von der Kirchenburg weg, an den Ortsrand verlegt wurde, erfolgte der Bau der sog. Kellerhälse. Der Kellereingang wurde außerhalb des Kellers neu angelegt um wertvollen Kellerraum zu gewinnen. Oft findet man Jahreszahlen aus dem 18. Jahrhundert in den Kellereingang eingemeißelt. Die Erweiterung der Innenmauern in den Kirchhof hinein, erfolgte ebenfalls erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Auffällig ist, dass das ehemals wichtige Tor seine große Bedeutung verloren hatte und hier Umbauten vorgenommen wurden.